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Macherinnen im Zimmererhandwerk

"Nicht das Geschlecht, sondern die Eignung ist für den Beruf entscheidend", davon sind die Schwestern und Zimmermeisterinnen (v.l.) Christine Buttner und Elke Aumüller überzeugt.

Elke Aumüller führt den Landsberger Innungsbetrieb Zimmerei Koller GbR (ehemals Wilhelm Koller), ihre Schwester Christine Buttner ist Bauplanerin – und beide sind Zimmermeisterinnen! Im Interview verraten die beiden, inwiefern das Zimmererhandwerk in ihren Genen steckt und warum der Zimmerer-Beruf auch etwas für Frauen ist.

 

Sie sind Schwestern und Zimmermeisterinnen. Steckt das Zimmererhandwerk in Ihren Genen?

Elke Aumüller (geb. Koller): (lacht) Wahrscheinlich schon, unser Vater, Großvater und Urgroßvater waren alle Zimmerer, außerdem ist mein Sohn Zimmermeister!

 

Christine Buttner (geb. Koller): Und meiner macht eine Zimmerer-Lehre. Wir Schwestern sind in einer Zimmerei aufgewachsen, ich habe als Kind mit Sägemehl und Bauklötzen gespielt und war mit meinem Vater auf der Baustelle oder im Sägewerk, um Holz zu holen.

 

Doch Ihr Vater hat zunächst von einer Zimmerer-Lehrer abgeraten…

Christine Buttner: Er wollte unbedingt, dass wir erst einen anderen Beruf lernen. Also wurde ich Bauzeichnerin, aber im Büro war es mir zu langweilig. Meine elf Jahre ältere Schwester hatte damals schon ihre Zimmerer-Lehre hinter sich und ich habe gesehen: Hey, das geht - auch Frauen können das!


Elke Aumüller: Genau! Vor meiner Zimmerer-Lehre habe ich Groß- und Außenhandelskauffrau gelernt, aber ich wollte raus aus dem Büro. Doch 1983 als ich meine Lehre begonnen habe, gab es noch viele Hürden für Frauen auf der Baustelle.

 

Zum Beispiel?

Elke Aumüller: Ich war die erste Frau im Landkreis Landsberg, die Zimmerin gelernt hat. Manche Männer auf der Baustelle haben mich behandelt wie Luft. Aber mittlerweile ist es normal, dass Frauen auf dem Bau mitarbeiten und etwas zu sagen haben.

 

Christine Buttner: Ich habe meine Lehre rund zehn Jahre später in den 90er Jahren angefangen, da war es einfacher. Als gelernte Bauzeichnerin konnte ich mit meinem Fachwissen punkten und habe es gerne an meine Berufsschulkollegen weitergegeben. Meine Lehre und die Meister-/Technikerschule habe ich sogar als Jahrgangsbeste abgeschlossen!

 

Sie würden es jungen Frauen also empfehlen, eine Zimmerer-Lehre zu machen?

Elke Aumüller: Ja, auf jeden Fall!


Christine Buttner: Wir beide haben bewiesen, dass nicht das Geschlecht, sondern die Eignung für den Beruf entscheidend ist. Ich sage immer zu meinen Freundinnen: Jede Frau kann einen Akkuschrauber oder Hammer in der Hand halten und einen Stapler fahren!

 

Und was ist für Sie das Schönste am Zimmererhandwerk?

Elke Aumüller: Dass man etwas erschafft, das über Jahre oder Jahrzehnte hält, wie Dachstühle oder Holzhäuser und immer wieder neue Materialien kennenlernt.

 

Christine Buttner: Ich mag das Kreative am Bauen und das Material Holz, es ist warm und zeitlos schön. Außerdem gefällt es mir, draußen zu arbeiten und mit meinen Händen etwas zu schaffen.

 

Welche beruflichen Herausforderungen meistern Sie heute?

Elke Aumüller: Mein Sohn und ich haben die familieneigene Zimmerei übernommen. Als mein Vater noch mitarbeitete, wurde ich am Telefon oft gefragt: „Kann ich auch mit dem Chef selber sprechen?“ Das hat sich mittlerweile erledigt, dann sage ich: Ich bin der Chef!

 

Christine Buttner: Ich bin selbstständig und entwerfe vor allem Einfamilienhäuser. Hier kann ich besonders kreativ sein und die praktische Umsetzung einfließen lassen. Außerdem habe ich drei Kinder, die zum Teil noch in die Schule gehen. Dies gilt es miteinander zu vereinbaren und manchmal nehme ich sie auch zum Aufmessen auf die Baustelle mit. So war es bei uns ja auch!

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